ÖffentlicherPflanzenNahVerzehr
Nürnberg, 2018
Design und Prototyping, Studien und Analysen, Vorträge und Diskurse, Workshops, Koproduktion / Partizipation, Urbane Räume, Wissenschaft
„ÖffentlicherPflanzenNahVerzehr“ ist ein Gewächshaus, das es ermöglicht, durch Nutzung der Abwärme aus der Nürnberger Fernwärmeleitung im Winter Salat zu ziehen.
Der Grundgedanke des ÖPNV-Gewächshauses, also ÖffentlicherPflanzenNahVerzehr ist die Nutzung urbaner Energiepotentiale für Nahrungserzeugung im Winter. Vorbild ist die Urban Oasis Vienna, bei der das vertical farm institute und die agency in biosphere im Rahmen der Vienna Biennale 2017 ein ähnliches U-Bahn-Gewächshaus konstruierten und in Wien aufstellten. Mit den Initiatoren Sebastian Sautter und Markus Jeschaunig findet ein reger Austausch statt, sie waren am Kulturhauptstädtla unsere Gäste bei einer Podiumsdiskussion mit Andreas Schmitt von der LWG Bayern und Verena Osgyan von Bündnis 90/Die Grünen.
Ursprünglich war angedacht, die Wärme eines U-Bahn-Abluftschachtes zu nutzen, daher der Name. Leider war das in der Umsetzung nicht möglich, durch die N-ERGIE konnten wir 2019/2020 die warme Abluft der Nürnberger Fernwärmeleitung nutzen. Dabei wurden wir unterstützt von N2025 und dem Liegenschaftsamt und hatten Besprechungen mit dem Nürnberger Denkmalschutz und dem U-Bahn-Bauamt. Unterstützt wurde das Gewächshaus zusätzlich durch die Nationale Stadtentwicklungspolitik im Rahmen des Pilotprojektes Quartier U1 – Stadt gemeinsam selbermachen.
Grundansatz des Gewächshauses:
Pflanzen brauchen: Wasser, Nährstoffe, Licht und (Wärme-)energie.
Unsere Lösungsansätze:
- Die Pflanzen wurzeln in unserem Hydroponik-System im Wasser.
- Nährstoffe werden direkt aus dem Wasser des Hydroponik-Systems gezogen.
- Die Versorgung der Pflanzen durch Sonnenlicht ist im Winter zu gering. Durch Kombination von künstlicher Beleuchtung und einer Inselsolaranlage werden die kurzen Wintertage verlängert, ohne zusätzliche Energie hinzuzufügen.
- Beheizt wird ein herkömmliches Gewächshaus durch die Sonne, wir ergänzen dies durch Abwärme aus der Nürnberger Fernwärmeleitung. Das Wasser der Hydroponik dient als Wärmepuffer und fängt Temperaturschwankungen auf.
Die Konstruktion des Gewächshauses wurde vom büro für bauform entwickelt und umgesetzt. Eine Ehrenamtlichengruppe des Urban Lab entwickelte eine automatisierte elektronische Steuerung (Mikrocontroller für LED-Beleuchtung) und eine vernetzte Sensorik (Wasser- und Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, Lichtmenge, gespeicherte Energie), die Daten während des Betriebes online verfügbar macht.
Im Bereich Gemüsebau und Belichtungstechhnik wurden wir von der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau beraten und unterstützt. Die Pflanzmodule kommen von dry hydroponics aus den Niederlanden. Diesen Winter setzen wir auf Salat von SalaJoe aus dem Nürnberger Koblauchsland, in Zukunft möchten wir mit Kräutern und verschiedenen Gemüsearten experimentieren.
Unser Team:
- Jürgen Lehmeier, Benedikt Weigmann und Eduard Klotz vom büro für bauform
- Felix Berthold
- Christoph Dalski, Stefan Dörr, Friedmann Eppelein, Jana Flehmig, Kevin Graf, Aleksander Gowin, Kerstin Haubenreich, Julia Hendrysiak, Chris Hermann, Christian Honig, Karina Leierseder, Michael Mörsch, Jens Saalmüller, Robert Schwarz, uvm.
2020 wurde ÖPNV beim polis Award in der Kategorie „Kommunikative Stadtgestaltung“ mit dem dritten Platz ausgezeichnet.
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Ulrich Hirschmüller
Biologe – Urban Farming, Wissenschaftskommunikation, Finanzen
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Sebastian Schnellbögl
Designer – Kommunikationsdesign, Konzeption und Projektmanagement